Entrepreneurship Education: Was ist das überhaupt?

Eine „Unternehmung“ mit Zukunft

Der Begriff Entrepreneur kommt ursprünglich aus dem Französischen (entreprendre: etwas in die Hand nehmen, etwas unternehmen) und ist im angloamerikanischen Raum längst etabliert. Im Deutschen wird das Wort oft – und nicht ganz zutreffend – mit Unternehmertum übersetzt. Denn während ein Entrepreneur in aller Regel auch eine Unternehmerin oder ein Unternehmer ist, gilt das im umgekehrten Fall nicht unbedingt. Der Entrepreneur schafft etwas Neues und bringt bisher nicht Gedachtes auf den Weg.


Aus dieser Bedeutung leitet sich das Bildungskonzept der Entrepreneurship Education im Unterricht  ab: ein innovativer, didaktischer Baustein mit weitreichenden Vorteilen  für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und die Gesellschaft. Wesentliche Ziele  sind die Förderung von eigenständigem Denken und Handeln, die Stärkung der kreativen und sozialen Kompetenzen und eine bessere berufliche Orientierung.


Entrepreneurship Education bestimmt den didaktischen Rahmen, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, genau diese Potenziale in sich zu entdecken und weiterzuentwickeln. Zur Vertiefung der vielen Möglichkeiten von EE geben wir Ihnen gern ausgesuchte Literatur-Empfehlungen 

Vorteile

Mehrwert für Schülerinnen und Schüler

weckt

  • Interesse an neuen Fragestellungen und eröffnet Gestaltungsmöglichkeiten

stärkt

  • Selbstverantwortung
  • Lösungskompetenzen und Kreativität
  • Handlungsorientierung
  • Leistungsmotivation

fördert

  • den rationalen Umgang mit Risiken
  • die Wahrnehmung der unternehmerischen Perspektive
  • die Eigenverantwortung und das Engagement
    das effektive Arbeiten im Team
  • wichtige digitale Kompetenzen im Rahmen der Problemlösung
  • das vernetzte Denken
  • aus Fehlern zu lernen

motiviert

  • Neues zu entdecken
  • eigene Leistungen einzubringen
  • aktiv Ideen umzusetzen und Probleme zu lösen

Mehrwert für Lehrkräfte

erleichtert

  • die Nutzung von erprobten Unterrichtsmaterialien
  • die thematische Erweiterung des eigenen Unterrichts
  • das schulische Netzwerk zu verbessern und zu erweitern
  • die Nutzung digitaler Medien und digitalisierter Prozesse im Unterricht
  • die gemeinschaftliche Entwicklung von Ideen

fördert

  • die Weiterentwicklung der persönlichen Unterrichtskultur
  • die Integration außerschulischer Expertisen in den Unterricht
  • die Nutzung von Aufgabenformaten, die das Selbststeuern unterstützen
  • die Nutzung von Aufgabenformaten, die die Differenzierung erleichtern
  • die Verbesserung der Schulkultur durch motivierte Schülerinnen und Schüler

ermöglicht

  • die Vermittlung komplexer Zusammenhänge (Ökonomie / Nachhaltigkeit)
  • die Erschließung neuer Handlungsfelder zur Förderung sozialer Kompetenzen
  • die Erschließung neuer Handlungsfelder zur Förderung von Gestaltungs- und Kommunikations-Kompetenzen

Mehrwert für die Gesellschaft

fördert

  • frühzeitig erfolgreiches Handeln in Hinblick auf gesellschaftlich notwendige Belange
  • frühzeitig das Bewusstsein und die Sensibilität für Aspekte der Nachhaltigkeit

bereichert

  • die Wirtschaft um kreative Entrepreneure
    mit sinnvollen und marktfähigen Ideen
  • die Gesellschaft um Ideengeber für ökologische, soziale und ökonomische Herausforderungen

unterstützt

  • die Bereitschaft, sich an gesellschaftlichen Problemlösungen aktiv zu beteiligen

„Mit Entrepreneurship Education werden Lernstoffe richtig lebendig vermittelt - das bereitet allen Beteiligten noch mehr Freude am Unterricht. Ich erlebe meine Schülerinnen und Schüler ganz neu: Sie sind motiviert, können Zusammenhänge viel besser nachvollziehen – und selbstbewusster geworden sind sie auch.“

Johannes Schmidt

Lehrer, Elmshorn

Vernetzte Projekte in Schleswig-Holstein

An vielen Schulen in Schleswig-Holstein werden solche Netzwerk-Projekte bereits erfolgreich durchgeführt. So kooperiert das Ostseegymnasium Timmendorf seit Jahren mit der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH zur Entwicklung gleich mehrerer Konzepte.


Zu nennen ist auch die Emil-Nolde Grund- und Gemeinschaftsschule Neukirchen , die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen mit Rollenspielen an das Funktionieren eines städtischen Gemeinwesens heranführt. Ebenfalls aktiv sind die Gemeinschaftsschule Mildstedt , die Grund- und Gemeinschaftsschule Schacht-Audorf, das RBZ Steinburg und das Förderzentrum Matthias-Leithoff-Schule Lübeck.

Ziele

Die Ziele von Entrepreneurship Education

Für eine Lehrkraft ist es das Schönste, wenn sie die Kreativität ihrer Schülerinnen und Schüler anregen und ihr eigenständiges Denken und Handeln fördern kann. Genau hierauf zielt das Konzept der Entrepreneurship Education ab: Es geht darum, junge Menschen durch praxisorientiertes Lernen zu motivieren und ihren Innovationsgeist zu stärken. Denn das Eine wie das Andere befähigt sie dazu, ihre Potenziale zu erkennen und ihr zukünftiges berufliches Leben im besten Sinn „selbst in die Hand zu nehmen“. Nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil, sondern auch im Hinblick auf ihren Gestaltungswillen für die Gesellschaft.



1.

Ziel

Ökonomie und Kreativität schulen

Entrepreneurship Education verbindet das Ökonomische mit dem Kreativen, denn beide Aspekte bedingen einander. Erst der kreative Impuls regt den wirtschaftlichen Prozess an, und aus dem wirtschaftlichen Prozess heraus entstehen wiederum neue kreative Ideen. Aufbauend hierauf stellt Entrepreneurship Education die Vermittlung von eigenständigem Denken und praxisorientiertem Handeln in den Fokus seiner Bemühungen.

2.

Ziel

Selbstbestimmtheit ermöglichen

Entrepreneurship Education will nicht um jeden Preis aus den Schülerinnen und Schüler kreative Existenzgründer machen. Vielmehr sollen sie die Möglichkeit erhalten, sich auszuprobieren, Zusammenhänge zu erkennen und ihre kreativen Fähigkeiten auszuloten und einzubringen.
Auf diesem Weg entwickeln sie automatisch auch ein gestärktes Selbstbewusstsein und mehr Verantwortungsgefühl für sich und die Gesellschaft, in der sie leben. Ganz unabhängig davon, ob sie später als Entrepreneure, als angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen oder als selbstständig Arbeitende ihren Beruf ausüben.

3.

Ziel

Einblicke schaffen in die Arbeitswelt

Entrepreneurship Education will das theoretische Lernen mit Leben erfüllen und so für die Schülerinnen und Schüler spannender und ereignisreicher gestalten. Besonders nachhaltig gelingt das, wenn sie Einblick in die praktische Arbeitswelt erhalten. Hierdurch werden nicht nur ihre Denk- und Handlungskompetenzen gefördert, sondern sie machen auch erste konkrete Erfahrung in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen. Auf diese praxisorientierte Weise trägt Entrepreneurship Education maßgeblich zur Beruflichen Orientierung bei.

Entrepreneurship Education im Unterricht

Passend für alle Schulfächer

Die Unterrichtsmodule für Entrepreneurship Education können weitgehend in alle Fachdisziplinen integriert werden. Die Module verstehen sich aber nicht nur als Hilfsmittel für einzelne Fächer, sie fördern auch generell die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, sich Wissen anzueignen und in allen Lebensbereichen anzuwenden. Und darüber hinaus motiviert Entrepreneurship Education sie dazu, ihre Welt mitzugestalten.

Ein breites Spektrum

  • Entrepreneurship Education kann für alle Schularten und Jahrgangsstufen genutzt werden, von den Grundschulklassen bis zur Oberstufe auf dem Gymnasium.
  • Viele Angebote mit den Schwerpunkten Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie decken nahezu alle Interessen und Bedürfnisse.
  • Die Dauer der kostenfreien Angebote ist sehr unterschiedlich. Sie reicht je nach Projekt von wenigen Stunden / Tagen über Wochen und Monate bis zu einem kompletten Schuljahr.

Literatur

Vera Kirchner & Dirk Loerwald (2014)
Entrepreneurship Education in der ökonomischen Bildung
Eine fachdidaktische Konzeption für den Wirtschaftsunterricht. Joachim Herz Stiftung Verlag.

 

Für die Dynamik einer Volkswirtschaft sind Menschen unerlässlich, die sich durch Kreativität, Risikobereitschaft und Verantwortungsbewusstsein auszeichnen – echte Entrepreneure eben. Unternehmerische Kompetenzen sind heutzutage aber auch in verschiedenen anderen Situationen gefragt: Am Arbeitsplatz ebenso wie im Ehrenamt oder bei der Altersvorsorge. Der vorliegende Band arbeitet die Grundlagen einer auf ökonomische Allgemeinbildung zielenden Entrepreneurship Education heraus.

Urs Fueglistaller et al. (2020)
Entrepreneurship: Modelle – Umsetzung – Perspektiven
Mit Fallbeispielen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 5. Auflage. Springer Gabler

 

Das Buch vermittelt theoretisch fundiert die Entrepreneurship Education aus pädagogisch-didaktischer Sicht und bettet sie in den Kontext ökonomischer Bildung ein. Thematisiert werden Begriffsverständnisse und Definitionen einer Entrepreneurship Education, ihre disziplinäre und theoretische Einordnung ebenso wie ihre didaktische Fundierung und thematische Ausdifferenzierung.

Teita Bijedic et al. (Hrsg.) (2019)
Entrepreneurship Education: Begriff – Theorie – Verständnis
Springer Gabler

 

Anerkannte wissenschaftliche Expertinnen und Experten erläutern in diesem umfassenden Lehrbuch die Grundkonzepte des Entrepreneurship sowie die wesentlichen Aspekte für ein erfolgreiches unternehmerisches Engagement. In jedem Kapitel sorgen ein Unternehmerportrait und eine auf realen Unternehmenssituationen basierende Fallstudie aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz für einen gelungenen Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis.